„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe“.
In diesem Zitat von Lindgrens Figur Pipi Langstrumpf steckt eine tiefgründige Botschaft! Viel eher denken wir doch: „Das habe ich noch nie gemacht, daher kann ich es bestimmt nicht” oder „Das habe ich noch nie gekonnt, also wird es wieder nicht klappen“…
Und es ist doch spannend, dass, haben wir einen dieser Gedanken erst einmal entschieden gefasst oder sogar auch ausgesprochen, wir meistens die Erfahrungen machen, dass dieser sich bewahrheitet. Wir haben einfach keine andere Vorstellung von dem, was passieren wird, wie soll es dann auch funktionieren.
Wie anders würde es sich anfühlen, wenn wir unseren (Glaubens-)satz tatsächlich einmal umstellen und so formulierten wie die junge, oben zitierte Heldin? – und darauf vertrauen, dass wir alles lernen können, auch wenn uns noch jegliche Erfahrung fehlt. Dass wir auch schaffen können, was uns zuvor noch nicht geglückt ist.
„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe“ – heißt also: Ich kann es lernen, auch wenn ich bei Null anfange. Weil gerade die frische, offene, von Bewertungen freie Neugierde darauf, etwas zum ersten Mal auszuprobieren – so wie Kinder sie in der Regel haben – das nötige Selbstvertrauen mit sich bringt, etwas Herausforderndes zu schaffen.
Warum? Weil es (in den meisten Fällen) in diesen frühen Lernprozessen unseres Lebens noch keinerlei Limitierung, Begrenzung und Enttäuschung gibt. Wir alle haben doch diese positive Erfahrung gemacht, dass wir in unseren ersten Lebensjahren kontinuierlich so vieles erlernt haben, was wir zunächst noch nicht ausprobiert hatten. Nicht auszudenken, wenn wir bereits in diesen lebensnotwendigen Entwicklungsphasen hätten mit dem bewussten Verstand daran zweifeln können, dass wir das irgendwann können. Auch wenn wir am Anfang Hunderte Male hinfallen und wieder aufstehen mussten, um Laufen zu lernen. Kein Kind denkt: Ne, jetzt habe ich keine Lust mehr, das bringt doch nichts!
Da gab es auch noch kein „Du kannst das noch nicht“, „Du bist zu klein, zu groß, zu dünn, zu dick, zu untalentiert, zu faul… dazu, das zu schaffen“ von unseren Eltern, Erzieher*innen Lehrer*innen oder Freunden… Und selbst wenn, hätte unser Gehirn – intuitiv und evolutionär motiviert – trotzdem weitergemacht: wir hätten so oder so laufen gelernt. Diese begrenzenden Programmierungen beeinflussten uns erst später in unserem Leben. Es hat schon einen guten Grund, warum wir die existenziellen Dinge des Lebens in einer Phase lernen, in der unser Gehirn noch nicht analysieren und reflektieren kann!
Doch die gute Botschaft ist: Wenn wir uns einem Ziel mit Willenskraft entschieden widmen, können wir auch im Erwachsenenalter mit jungem frischem Geist lernen. Denn unser Gehirn ist fähig, neue Verbindungen zu schaffen, unabhängig von dem, was zuvor verknüpft wurde. Ja, richtig, unser Gehirn bezieht sich auf die gemachten Verbindungen und während wir an die verankerten positiven Erfahrungen anknüpfen dürfen, müssen wir im Umkehrschluss nicht auf den negativen aufbauen! Wir sind frei, zu wählen.
Entscheidend ist, mit welcher Überzeugung wir einer neuen Herausforderung entgegen treten. Gelingt es mir als erwachsener, vollkommen eigenverantwortlicher Mensch, das Vertrauen zu haben, dass ich etwas schaffe, nicht nur weil ich es vielleicht zuvor schon mal erfolgreich probiert habe, sondern auch wenn ich es noch nie zuvor probiert habe oder sogar gerade weil ich es noch nie zuvor probiert habe… schenkt mir das eine unglaubliche Freiheit!
Stell dir mal vor: du willst etwas neues in deinem Leben erreichen, etwas, das du (so) noch nie gemacht und erreicht hast. Und du kannst jegliche Selbstzweifel ausschalten, die dich allein aufgrund deines Alters, deines Aussehens, deiner Herkunft, deiner Vorerfahrungen …daran hindern könnten, darin erfolgreich zu sein… Wieviel Raum und Potenzial entsteht da plötzlich?! Jetzt kannst du dich ganz der Ausgestaltung deiner Zielerreichung widmen! Statt dich mit all den Wenn’s und Aber’s zu befassen, warum du es aufgrund der mangelnden Erfahrungen oder einer bestimmten (vermeintlichen) Eigenschaft deiner Persönlichkeit nicht schaffen könntest, kannst du dich ganz darauf fokussieren, was du realistischerweise für die Umsetzung benötigst. Du investierst in die Lösung, nicht in die Visualisierung der Blockade.
Astrids Lindgrens Stimme in ihrer mutigen lebensbejahenden Figur Pipi Langstrumpf ist also vor allem eine Einladung an uns Erwachsene, die kindliche und zugleich so weise Offenheit für neue Erfahrungen und unser Selbstvertrauen, dass wir (fast) alles schaffen können, wieder groß zu machen!
Was wird deine nächste Gelegenheit sein, mit großer Lust und Neugierde etwas Neues zu lernen, zu schaffen, zu erreichen?
Der Anfang ist (nur) ein veränderter Gedanke:
♥ Auch wenn ich es noch nie vorher versucht habe, bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.
♥ Gerade weil ich es noch nie vorher versucht habe, schaffe ich es!
♥ Auch wenn es beim letzten Versuch nicht geklappt hat, vertraue ich absolut darauf, dass ich es diesmal schaffe!
Ich wünsche dir und uns allen viel Spaß und kindliche Experimentierfreude dabei!
Mein Artikel wurde zuerst veröffentlicht in dem interessanten Magazin Lebe, liebe, lache, das ich sehr empfehlen kann. https://www.lebe-liebe-lache.com/articles/40/4022/deshalb-wird-es-dir-gelingen.